Neue Erkenntnisse zu Legasthenie: Wie Bewegungswahrnehmung das Lesen beeinflussen kann

Studien zeigen immer mehr, dass Legasthenie/Dyslexie nicht eine einzelne Ursache hat. Nun werden mehr und mehr Erkenntnisse gewonnen, dass in Kindern, die unter Dyslexie leiden auch die eigene Bewegungswahrnehmung langsamer und nicht so genau ist. Die sogenannte Propriozeption ist beeinträchtigt. Propriozeption ist die Fähigkeit unseres Gehirns unseren Körper im Raum warhzunehmen – ohne visuelle Hinweise. Wir wissen unbewusst wo unsere Hände, Arme, Beine und Füße im Raum sind.

Über das Sehen hinaus: Hören & Propriozeption bei Legasthenie

Bisher war bekannt, dass bei Dyslexie das Hör- und Sehvermögen beeinträchtigt ist. Diese Sinne arbeiten eng zusammen. Daher ist nicht klar, in welcher Reihenfolge die Probleme auftreten und wie sie sich bedingen. Neu hinzu kommt nun die Erkenntnis, dass es auch offenbar Probleme in der Propriozeption bei Menschen, die unter Dyslexie leiden, gibt. Ein Team von Wissenschaftlern hat die Bewegungswahrnehmung von Kindern, die unter Dyslexie leiden mit einer Kontrollgruppe verglichen. Dabei wurde ein Roboter zur Hilfe genommen, der den Ellenbogen passiv und in einem kleinen Winkel bewegt. Sobald die Kinder, im Alter von 10 bis 12, den Bewegungsreiz gespürt haben, haben sie einen Knopf gedrückt. Dabei dominierte folgendes Ergebnis: Die Kinder mit Dyslexie waren bis zu doppelt so langsam bei der Erkennung des Bewegungsreizes. Gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten.

Was bedeutet das für mein Kind?

Im Grunde zeigt die Studie erstmal, dass die Bewegungswahrnehmung bei Kindern mit Dyslexie eingeschränkt ist. Der Zusammenhang zeigte auch, dass wenn die Propriozeption schlechter war, diese Kinder auch eine gravierendere Legasthenie hatten. Ob durch auftrainieren der Propriozeption das Lesevermögen gesteigert werden kann, ist zur Zeit noch nicht erforscht. Der Ansatz sollte jedoch genutzt werden, da die Bewegung von Kindern, gerade in dieser Zeit, stark abnimmt. So sollte gerade bei Dyslexie eine Form von regelmäßiger Bewegung maßgeblich gefördert werden. Vor allem Sportarten, wo der eigene Körper akut und langsam auf die eigenen Bewegungen reagieren muss.